Neuenhauser Dichter und Schriftsteller Heinrich Kuiper (geboren 1937) liest

Heinrich Kuiper lebt nahe dem Vechtewehr in Grasdorf. Er besuchte die Grasdorfer Volkschule. Bereits im Alter von zehn Jahren schrieb er seine ersten Gedichte, zu denen ihn der Deutschunterricht von Frau Klotz anregte. Damals war es noch üblich, dass Lehrer ihre Schüler Gedichte auswendig lernen ließen . Heinrich Kuiper hat seit dem Jahre 1968 regelmäßig Gedichte und Prosabeiträge in den Jahrbüchern des Heimatvereins der Grafschaft Bentheim (später auch im „Grafschafter“) veröffentlicht, und zwar zumeist in Plattdeutsch.

 
Lebensweisheiten

„Wenn man noch Pläne macht, dann ist man noch nicht krank“ (1.4.2015)

 
Vergänglich ist die Weltenpracht,
Verzicht das Leben tiefer macht.
 
Hang nich dien Hatt` an wäerldsche Saken?
Könnt dee alleene glükkig maken?
Wat helpt et, as soa völl gewins?
Hess`n Huus, daags` Broat, de nöär`gen Kleer
En bis gesound, verlang nich mäer!
O, wat du dann `n riek Mäinsche sinds!
 

Sommeroawend

Denn heeten Dag verssackt in`n Droam,
Wienroat glööjt dat Sünnenfüür,
De Wijnd dee sijnk in`n Pöppelboam
`N Leedtien to de Offschäidsfier.

Nen Kickfoss schrääwt uut`n Rüschenkolk;
Et bliff verdann mooi Sommerwäer.
An`n kloaren Hemel schwömmt ne Wolk`,
Liekt as `n Schipp up`t wiede Meer.

Uut`t fäere Dörpien ropp ne Klock:
„Schloapt nu! Denn Dag is lang` to Äind.“
De Nacht in`n griesen Newelrock
Owernäimp et Regimäint.

 


 
 
 
 

 

 

Gebannt lauschten die Zuhörer der ausdrucksvollen Stimme: Heinrich Kuiper trug im Vereinsheim der Heimatfreunde eigene plattdeutsche und hochdeutsche Gedichte und zwei Erzählungen vor.

Die Gedichte handelten von Humor und Genügsamkeit als Bedingungen eines guten Lebens, sie handelten vom Generationenkonflikt und von der Liebe und von der Schönheit der Natur im Lauf der Jahreszeiten. Auch die vielfältigen Eindrücke einer Reise in die „Insel“ Berlin waren ein Thema.

Dabei ist Heinrich Kuiper immer auch der Chronist der Niedergrafschaft, seine Themen und Motive entstammen eigenem Erleben oder den Erzählungen anderer. Die Liebe zur Natur, Humanismus, Freiheitsliebe und Friedenssehnsucht sind die Grundlage seiner Gedichte, aber auch seiner Prosa, und gleichzeitig ihre Botschaft.

So auch in den beiden Erzählungen: Die eine spielt im Ersten Weltkrieg. Da will einer dem Sterben auf den Schlachtfeldern entgehen. Die humorvolle Schilderung verdeckt nicht die schreckliche Ursache für die komischen Verwicklungen. Die zweite Erzählung klagt Denunziantentum und Gewissenlosigkeit in der Zeit des Nationalsozialismus an.

Ernste und heitere Themen in plattdeutscher Sprache, kunstvoll gereimteGedichte, Erzählungen mit rhythmisiertem Satzbau und starkem Wortklang: In Heinrich Kuipers ausdrucksvollem Vortrag kamen die Elemente seines Werkes zurganz besonderen Geltung.

In den Vortragspausen entwickelten sich denn auch intensive Gespräche zu den anklingenden Motiven und Ereignissen.

Wir danken Heinrich für diesen bewegenden Abend!

 

24.2.2015 / CP