WECH VAN TOHUUSE
 

 

Plattdeutsches Episoden-Stück
über die Auswanderung aus dem
Emsland und der Grafschaft-Bentheim im
19. Jahrhundert
von Erhard Brüchert

Zwei Familien suchen ihr Glück in der großen weiten Welt. Voller Hoffnung auf ein besseres Leben, Wohlstand und ein gute Zukunft für ihre Kinder machen sie sich auf den Weg. Eine Geschichte, von Auswanderern aus der Grafschaft Bentheim und dem Emsland in den Jahren 1850 -  1870, die Historie lebendig werden lässt. Ein unterhaltsames Episoden-Stück über Mut, Hoffnung und Heimweh und plattdeutsches Leben dies- und jenseits des großen Wassers.
Ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft Plattdeutsches Theater e.V. Emsland Grafschaft Bentheim

 
 
 
 

Die Auswanderung aus der Region Emsland/Grafschaft Bentheim nach Nordamerika

 

Im 19. Jahrhundert erfasste eine mächtige Wanderungsbewegung den europäischen Kontinent.
Zunehmend mehr Menschen sahen keine Zukunft mehr in ihrer alten Heimat, sei es wegen Land- und Besitzlosigkeit, Nahrungsmittelknappheit, Arbeitslosigkeit oder auch wachsender Verfolgung ihrer politischen oder religiösen Überzeugungen. Aus Not und Verzweiflung ließen sich Heuerleute, Kleinbauern, Handwerker, Familien und manchmal auch ganze DörFer mit einem Großteil ihrer Einwohner auF das „Abenteuer Auswanderung" ein. Zielländer wie die USA, aber auch Kanada, Argentinien, Brasilien und Australien versprachen Arbeit, Land und Rechte - die Massenauswanderung begann.

Beginn der Auswanderung im Jahre 1820
Zwischen 1820 und 1914 verließen annähernd 50 Millionen Europäer ihre Heimat, viele über die Auswandererhäfen Rotterdam, Bremerhaven, Hamburg, Antwerpen und Liverpool. In dieser Zeit wanderten mehr als Fünf Millionen Deutsche aus, vorrangig in die USA, um in der „Neuen Welt" ein besseres Leben zu Finden.
Angesichts der Ausmaße dieser Auswanderung begann seit 1833 auch die Landdrosteibehörde Osnabrück die Auswandererzahlen zu erfassen. Für die Region Emsland/Grafschaft Bentheim ergeben sich hieraus Für den Zeitraum von 1832-1882 ca. 17.200 Personen, deren Auswanderung, in der Regel durch Erteilung eines Konsenses, aktenkundig geworden ist.
Die Zahl der Personen, die ohne behördliche Genehmigung ausgewandert sind, kann naturgemäß nicht exakt bestimmt werden; Hochrechnungen und Schätzungen gehen davon aus, dass sie annähernd der der legalen Emigranten entsprechen könnte.

Hollandgängerei und Auswanderung
Generell lässt sich Feststellen, dass die Amerikaauswanderung im größeren Stile in der Region Emsland/GraFschaFt Bentheim zeitlich gesehen später beginnt als in anderen Teilen Deutschlands.
Nicht unwesentlichen Anteil daran dürfte die Möglichkeit der saisonalen Arbeitswanderung in die nahen Niederlande gewesen sein, die sog. Hollandgängerei.
Sie erreichte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert die stärkste Ausprägung und bot den zumeist männlichen, jungen Arbeitsemigranten einen guten Verdienst und nicht selten die dauerhafte Ansiedlung in den Niederlanden.
Erst ab der Mitte der 1830er Jahre, mit dem Niedergang der Hollandgängerei, nahm auch hier die überseeische Auswanderung den Umfang eines Massenexodus an.

Höhepunkt der Entwicklung 1845/46
Die höchsten Auswanderungszahlen Finden sich in der Phase von 1840 bis 1855, mit einem Höhepunkt in den Jahren 1845/1846, als Ernte- und Teuerungskrisen auch hier ihre Auswirkungen zeigten. Auch die Jahre 1864 bis 1869 ließen die Zahlen erneut in die Höhe schnellen. In den Folgejahren ging die Auswanderung dann zunehmend zurück, um in den Jahren ab 1881 nochmals kurzzeitig, aber weniger ausgeprägt als zuvor, wieder anzusteigen.

Alle Bevölkerungsschichten vertreten
Regionale Forschungen zeigen, dass unter den Emigranten fast alle Berufe vertreten waren, der Anteil der ländlichen Unterschicht, insbesondere der Heuerleute, jedoch mit etwa 25 % deutlich herausragt. Insbesondere in den Amtsbezirken, in denen der Bevölkerungsanteil dieser Heuerleute über dem emsländischen Durchschnitt lag, wie z.B. in Lingen, Freren und Haselünne, lagen auch die Auswanderungsraten deutlich über dem Durchschnitt der Region.
Diese Korrelation zwischen Heuerlingsanteil und Auswanderungsrate zeigt, dass die landbesitzlosen, unterbäuerlichen Schichten den stärksten Anteil an der Auswanderung hatten und diese zu einer Massenemigration werden ließen.

Religiös motivierte Auswanderung
Zu diesen ökonomischen Faktoren kommt, v.a. in Bezug auf die Grafschaft Bentheim, noch eine religiös motivierte Auswanderung. Im Rahmen des Entstehens der evangelisch-altreformierten Gemeinden ab 1838, nach Pastor Hendrik de Cock auch „koksche" Abscheidungsbewegung genannt, sahen sich die Altreformierten in der überwiegend reformierten Grafschaft mit zahlreichen Problemen und Repressionen konfrontiert. Rede- und Versammlungsverbote, zum Teil auch Geld- und Haftstrafen, Führten zahlreiche Gemeindeglieder auF den Weg der Auswanderung.

Michigan und der Mittlere Westen als neue Heimat
1846 Forderte der niederländische Prediger Dr. Albertus Christian van Raalte in einer Streitschrift die Trennung von Staat und Kirche und rief zur Auswanderung auf. 1847 gründete er in Michigan die niederländische Kolonie Black Lake, aus der die Stadt Holland hervorging, und die AnlauFpunkt weiterer altreformierter Niederländer und Grafschafter wurde. Letztere siedelten sich rund 5 km südlich von Holland an und gründeten die Orte Graafschap und Bentheim. In der Folgezeit wanderten etwa 2/3 der Grafschafter Auswanderer nach Michigan aus.
Weitere Siedlungsschwerpunkte der emsländischen und Grafschafter Auswanderung waren die benachbarten Bundesstaaten des Mittleren Westens, insbesondere die Region um die Städte St. Louis, Indianapolis, Cincinnati und Louisville.
Hier Fanden und Finden sich zum Teil bis heute Orts- und Städtenamen wie Meppen (Illinois), Westphalia (Iowa & Missouri), Lucas/ Lucasville (Michigan), Minster/Münster (vormals Stallotown, Ohio), Oldenburg (Indiana), Teutopolis (Illinois) usw.

Die Konfession bestimmt den Wohnort
An den Siedlungsschwerpunkten lässt sich ablesen, dass zum einen historisch gewachsene Wanderungstraditionen, beeinflusst u.a. durch Briefe der Ausgewanderten in die alte Heimat, zum anderen konfessionelle Motive oftmals die Wahl des Auswanderungszieles bestimmten.
Katholische Emigranten ließen sich in vorwiegend katholisch geprägten Regionen nieder, reformierte und lutherische Auswanderer in den entsprechend ähnlich bestimmen Gebieten. Da die überseeische Auswanderung im Osnabrücker und im Oldenburger Münsterland zum Teil schon ein Jahrzehnt früher größere Ausmaße angenommen hatte als in der Region Emsland/ Grafschaft Bentheim, fanden die mehrheitlich katholischen Emsländer in den katholisch geprägten Ansiedlungen der Osnabrücker und Oldenburger im Mittleren Westen einen adäquaten Anlaufpunkt.
Martin Koers

 

         

Stimmen zum Theaterstück "Wech van Tohuuse"

 

Hermann Bröring
Präsident der Emsländischen Landschaft e.V. Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim

Emsländisches und Grafschafter Platt in die Welt!
Seit mehreren Jahren bildet die Kreierung und Inszenierung des Episodenstücks „Wech van Tohuuse" das große selbst gesteckte Ziel der Arbeitsgemeinschaft Plattdeutsches Theater im Emsland und der Grafschaft Bentheim.

Und genau solange schon verfolgen zahlreiche Interessierte, wie diese AG unter der Leitung von Gerlinde Schmidt-Hood und mit tatkräftiger Unterstützung des Theaterpädagogischen Zentrums der Emsländischen Landschaft beharrlich und allen Rückschlägen zum Trotz dieses Vorhaben. Viele sind gespannt auf das Ergebnis, das nun auf den Bühnen in Papenburg und Nordhorn, in Sögel, Meppen und Lingen präsentiert wird.
Kenner der regionalen plattdeutschen Szene wissen, dass die Arbeitsgemeinschaft mit „Wech van Tohuuse" einen großen Schritt zugunsten der kulturellen Bedeutung des Niederdeutschen an Ems und Vechte getan hat.
Sicherlich - plattdeutsches Theater ist „in"; rund 1.000 engagierte ehrenamtliche Laienspieler, Regisseure und Bühnenbauer bringen sich Jahr für Jahr ein, um jeweils im Winter plattdeutsches Theater auf die Bühne zu bringen. Mit ihren Aufführungen unterhalten sie Jung und Alt, füllen die dörflichen Säle zwischen der Niedergrafschaft und dem Hümmling. Ihr Engagement wird mit jährlich etwa 28.000 Besuchern belohnt. In der Regel zeigen die Bühnen unterhaltsame Stücke bekannter Autoren aus dem gesamten nordwestdeutschen Raum. Es darf in aller Regel herzlich gelacht werden während dieser Aufführungen -gut gemachte plattdeutsche Unterhaltung eben, die die Alltagssorgen für ein paar Stunden vergessen lässt.

„Wech van Tohuuse" nun setzt hier neue Akzente. Das Stück, verfasst als Auftragsarbeit von dem bekannten Plattdeutsch-Autor Erhard Brüchert, ist regional ausgerichtet. Denn es handelt von Grafschaftern und Emsländern, die im 19. Jahrhundert ihre Heimat verließen, um ein besseres Leben in der Neuen Welt zu finden.
Ein Auswandererstück also, bei dem die gemeinsame Sprache das verbindende Kulturelementwar-zwischen Grafschaftern und Emsländern, aber auch in vielen Briefen, die Daheimgebliebene und Auswanderer sich gegenseitig schrieben.
Bereits jetzt ist der Arbeitsgemeinschaft Plattdeutsches Theater Dank und Anerkennung auszusprechen für den Mut und die Beharrlichkeit, mit der dieses Vorhaben auf den Weg gebracht wurde. Nun ist ihr viel Erfolg zu wünschen auf den „Brettern, die die Welt bedeuten".
Die Emsländische Landschaft für die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim hat gern „Wech van Tohuuse" unterstützt, und zwar sowohl im Sinne der Förderung gut gemachten regional orientierten plattdeutschen Theaters als auch wegen der kulturellen Netzwerkarbeit, die sich aus „Wech van Tohuuse" ergeben hat. Eine facettenreiche Förderung der plattdeutschen Sprache und die Unterstützung der regionalen Arbeitsgemeinschaft unserer niederdeutschen Bühnen wird für die Emsländische Landschaft für die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim künftig mehr denn je eine zentrale Aufgabe darstellen.

Pressestimmen
GN 12.03.2012
Auswandererschicksale auf die Bühne gebracht
Gelungene Premiere von „Wech van Tohuuse“ für Arbeitsgemeinschaft Plattdeutsches Theater

n Theatervorverkaufsstgn Meppen.
Eine gelungene Premiere feierte am vergangenen Freitag die Arbeitsgemeinschaft Plattdeutsche Theater der Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim im mit 600 Zuschauern
ausverkauften Meppener Windthorst-Theater. 16 Laienschauspieler aus der gesamten Region präsentierten das plattdeutschen Episodenstück „Wech van Tohuuse“ – einer Auswandergeschichte zweier Familien aus der hiesigen Region, die um 1850 ihre Zukunft in der Neuen Welt sehen.
Von Beginn an durften dabei die Zuschauer eintauchen in die Welt der Emigranten. Neben Stellwänden, die die Auswanderungswellen, den Gründen für den Aufbruch und die Neue Welt selbst darstellten, waren auch dort bereits die Schauspieler auf der Suche nach ihrem Auswanderungsschiff, der „Aurora“ und ließen die Zuschauer so zu einem Teil des Schauspiels werden. Das Bühnenstück, geschrieben von
Erhardt Brüchert, handelt von der Armut und der  Perspektivlosigkeit, die damals im Emsland und der Grafschaft herrschte. Viele Menschen sind auf der Suche nach Arbeit und sehnen sich nach einem guten Auskommen für sich und ihre Kinder. Ein Brief aus Amerika bringt 1850 die Familie Essink aus der Grafschaft deshalb auf die Idee, auszuwandern. An Bord des Auswandererschiffes trifft sie auf die Familie Veldhoff aus Papenburg, nett freundlich, doch im Gegensatz zu den protestantischen Essinks sind diese katholisch.
Hervorragend in Szenen gesetzt wurde das Stück vom Regisseur Tom Kraus vom Theaterpädagogischen
Zentrum in Lingen. Kaum mit Bühnenbildern arbeitend, sondern mit Raum bildenden und abwechslungsreichen Lichteffekten und zahlreichen historischen Lichtbildern im Hintergrund ließ er das Publikum am Leben der Familien teilhaben. Die Gründe für die Auswanderung in der hiesigen Region, die Ankunft in New York, Weiterreise nach Michigan als auch die Industrialisierung werden komplett dargestellt. ohne oberflächlich zu wirken. Dies vor allem, weil immer wieder flüchtige Momente das
ganze Ausmaß der zahlreichen Problematiken für die Auswanderer verdeutlichen. Beispielsweise darf eine verzweifelte Frau in New York das Schiff nicht verlassen, weil sie an einer unbekannten Krankheit namens Tuberkulose leiden soll. Trotz aller Ernsthaftigkeit, der Darstellung der Armut und des großen Leidens verzichtet der Autor aber ebenso nicht auf Humorvolles. Vor allem der bereits seit 10 Jahren in
Amerika lebende Onkel Bob, gespielt von Carsten Ahrend, der ein amerikanisches Plattdeutsch spricht und bereits die amerikanische Lockerheit repräsentiert bietet allen Grund zum Lachen. Ebenso geschichtliche Anspielungen im Stück, beispielsweise, als die Veldhoffs in Michigan hören, dass in ihrer
ehemaligen Stadt Papenburg im Emsland nun eine Werft für Seeschiffe gebaut werden soll. „Äine verrückte Idee, ohne Zukunft“, wie Georg Veldhoff (Gero Hüsemann) findet.

 

Aufführungen finden noch statt am
Freitag, 13. April., (20 Uhr) im Konzert und Theatersaal, Nordhorn, am Mittwoch, 21. April., (19.30 Uhr)
im Theater an der Wilhelmshöhe in Lingen, am Dienstag, 27. April . (19.30 Uhr) Forum Alte Werft in Papenburg.

         

Utwannern! Utwannnern!

„Ik will di un de Kinner mit miene Hanne Wark satt maken – und dat kann ik hier in de aule Welt nich mehr – loat us utwannern! „– So spricht Fritz Essink gespielt von Heinricht Klüsener voller Verzweiflung, aber mit dem festen Willen an der schwierigen Situation etwas zu ändern mit seiner Frau Helene, gespielt von Maria Kleinhaus aus Papenburg. Damit beginnt das Episodenstück wech van tohuuse, dass auch in Nordhorn am 13.04.2012 aufgeführt wurde. Vor ausverkauftem Haus konnten die 20 Darsteller aus 9 Bühnen der Arbeitsgemeinschaft plattdeutsches Theater Emsland – Grafschaft Bentheim e.V.  die Zuschauer für das Thema Auswanderung begeistern. Unter der Regie von Tom Kraus vom Theaterpädagogischen Zentrum ermöglichte das Ensemble in die Zeit um 1850 einzutauchen. Damals waren es viele altreformierte Christen, die die Grafschaft verließen. So auch die Familie Essink aus Itterbeck. Sie treffen auf dem Schiff von Bremerhaven nach New York die katholische Familie Veldhoff aus Papenburg . Der junge Veldhoff gespielt von Heinz Josef Havermann aus Wietmarschen verliebt sich in die altreformierte Enna, die von Julia Priet aus Papenburg dargestellt wird. Diese Liason fordert das junge Paar und auch die Eltern auf dem Weg in die neue Welt, denn damals war es undenkbar jemanden der „anderen Religion“ zu heiraten. Neben dieser leicht melancholisch wirkenden Liebesgeschichte, die mit einfachen Stilmitteln auskommt und in ihrer Einfachheit in Ausstattung und darstellerischem Können überzeugt, wird in der Figur des „Uncle Bob“ das neue leichte Amerika mit der Traum nach unbegrenzten Möglichkeiten von Carsten Arend aus Lohne als Kontrast dagegen gesetzt. Onkel Robert, so sein Name in der Grafschaft fordert die Familie Essink in einem Auswandererbrief auf, auch den Weg nach Michigan auf sich zu nehmen.
So erreichen im Laufe des Stückes beide Familien die Grafschap in Michigan. Beiden Familien gelingt es sich eine neue Existenz aufzubauen. Dabei symbolisiert das Ehepaar Veldhoff aus Papenburg, gespielt von Gero Hüsemann aus Nordhorn und Helga Dubois aus Groß Hesepe einen Teil der beginnenden Industriealisierung, weil sie eine Farm zu einer Molkerei weiterentwickeln und mit der Familie Essink in ein gemeinsames „Buissness“ eintreten. Alle verbindet die Hoffnung auf ein besseres Leben und die gleichzeitige Sehnsucht nach der Grafschaft Bentheim. Wie viele halten sie als Familien an ihrer Muttersprache dem Plattdeutschen fest.
Nicht alle Auswanderer der Grafschaft Bentheim erreichen dieses Ziel. Einige werden schon nach der langen Überfahrt wegen ansteckender Krankheiten – Schwienssüük – Schwindssucht – zurück geschickt. Gerlinde Schmidt-Hood spielt in einer Nebenrolle das dramatische Schicksal von Janna Gelvink aus Itterbeck.
„Mit dem Stück wech van tohuuse von Erhard Brüchert, der als Autor fundierte Recherche mit interessanten Rollefiguren erschaffen hat, hat die Arbeitsgemeinschaft ein neues Kapitel ihrer Geschichte begonnen“, so Hermann Bröring, Präsident der Emsländischen Landschaft bei der Premierenfeier, „ das Stück setzt in unserer traditionellen Sprache  Regionalgeschichte lebendig ins Heute. Das verdient Applaus!  Daran haben auch die Zuschauer im Konzert in Theatersaal in Nordhorn nicht gespart.

Eine Zuschauerstimme:
„Hört man im eigenen Dorf nur das ortsansässige Plattdeutsch in einem Theaterkonzentrat, so war hier in Eintauchen in Plattdeutschvariationen von Papenburger-Platt – Poppenbörger platt bis zum Nordhorner Platt zu erleben. Einmalig!

         
         

GN 17.04.2012

„Wech van Tohuuse“ setzt Siegeszug fort

Jubel auch im ausverkauften KTS

Das plattdeutsche Episodenstück „Wech van Tohuuse“ setzt seinen Siegeszug über die Theaterbühnen der Region fort: Nach der umjubelten Uraufführung des „Auswanderer-Abenteuers up platt“ vor einem Monat in Meppen quittierte am Freitagabend auch ein restlos begeistertes Publikum im ausverkauften Nordhorner Konzert- und Theatersaal die Aufführung der Arbeitsgemeinschaft Plattdeutsches Theater Emsland-Grafschaft Bentheim mit tosendem Applaus.

Von Thomas Kriegisch - Nordhorn.

Schon seit Tagen war die KTS-Vorstellung bis auf den letzten Platz hoffnungslos ausverkauft. Das Publikum fasziniert dieses Schauspiel dabei auf mehreren Ebenen: Das Thema der historischen Amerika-Auswanderungswellen in der damals vollends ländlich geprägten Region lebt von historischer Authentizität und Verbindlichkeit, die regionale plattdeutsche Sprache hat viele Freunde, das inspirierte Ensemble mit Laienschauspielern im Alter zwischen 19 und 56 Jahren aus neun Gruppen der Arbeitsgemeinschaft begeistert durch seine Spielfreude, und die dynamische Inszenierung zwischen Ernsthaftigkeit und Humor transportiert die geschichtlichen Hintergründe über eine anspruchsvolle moderne Theatersprache, die Phantasie- und Erlebnisräume nicht allein über den üblichen Naturalismus des krachenden Volkstheaters baut, sondern mit abwechslungsreichen Lichteffekten und Bildern spielt.
Das von Erhardt Brüchert geschriebene Stück handelt von der Perspektivlosigkeit, die im 19. Jahrhundert im Emsland und in der Grafschaft herrschte. Wie in vielen anderen Regionen Deutschlands auch trieben Armut, Hunger und die Hoffnung auf ein besseres Leben zahlreiche Familien der Region zur Auswanderung in die „Neue Welt“. In „Wech van Tohuuse“ bringt ein Brief aus Amerika im Jahre 1850 den Stein ins Rollen und Familie Essink aus der Grafschaft auf die Idee, auszuwandern. An Bord des Auswandererschiffes trifft sie auf Familie Veldhoff aus Papenburg – im Gegensatz zu den protestantischen Essinks sind diese katholisch. Im Laufe der Episoden über Mut, Hoffnung und Heimweh wird das ganze Ausmaß der Auswanderer-Probleme diesseits und jenseits des großen Teichs deutlich. Von Beginn an gibt die Inszenierung dem Publikum die Möglichkeit, in die Welt der Emigranten einzutauchen.
Regisseur Tom Kraus vom Theaterpädagogischen Zentrum (TPZ) in Lingen zeigte sich nach der Nordhorner Aufführung vom Publikum und seinem Ensemble hellauf begeistert. Die beiden vorerst letzten Vorstellungen sind am 21. April, 20 Uhr, im Lingener Theater an der Wilhelmshöhe und am 27. April, 19.30 Uhr, im Papenburger Forum Alte Werft. Wie Gerlinde Schmidt-Hood, Vorsitzende der AG Plattdeutsches Theater, gegenüber den GN berichtete, wird nun langsam überlegt, ob die immer lauter werdenden Rufe nach zusätzlichen Vorstellungen von „Wech van Tohuuse“ in der Region erfüllt werden können.
Die Realisierung des Theaterstücks wurde maßgeblich durch die Unterstützung der Emsländischen Landschaft ermöglicht. Gefördert werden soll damit das regional orientierte plattdeutsche Theater sowie die kulturelle Netzwerkarbeit der regionalen niederdeutschen Theaterbühnen, die sich durch „Wech van Tohuuse“ ergeben hat.

         
         
         
     
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