Der Grafschafter
Zwischen Burg und Bohrturm Nummer 1 Jahrgang 2011

 

Auf den Spuren von Carl-van-der-Linde

         
Augustin-Wibbelt-Gesellschaft e.V.Münster bereiste die Niedergrafschaft
 

Auf Spurensuche des Lebens und Wirkens des jüdischen Schriftstellers Carl van der Linde begaben sich am 13. November etwa 30 Mitglieder der Augustin--Wibbelt-Gesellschaft e. V. aus Münster. Mit von der Partie war auch der Müns-teraner Historiker Dr. Siegfried Kessemeier, der gemeinsam mit Helga Vorrink das Konzept des bundesweit ausgezeichneten und erfolgreichen Buches „Löö en Tieden" über das Werk und die Person Carl van der Lindes erarbeitet hatte.

Die Augustin-Wibbelt-Gesellschaft e. V. wurde im Dezember 1983 gegründet. Ihre Ziele und Aufgaben sind die Pflege, die Förderung und die Erfassung der niederdeutschen Literatur und der Sprache Westfalens. Diese erste niederdeutsche Literaturgesellschaft Westfalens beschäftigt sich insbesondere mit dem Werk des westfälischen Dichters Augustin Wibbelt und hat sich daneben die Förderung der Plattdeutschen Sprache zum Ziel gesetzt.

Gegen 10.30 Uhr traf der Bus mit den Gästen aus Münster bei der Carl-van-der-Linde-" Schule in Veldhausen ein. Dort begrüßten Helga Vorrink, Eltern und Kinder sowie auf Wunsch des Landrates der Moderator der Platt-AG Grafschaft Bentheim, Hubert Titz, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrt.

 

 

„Was für Sie Augustin Wibbelt, ist für die Grafschaft Carl van der Linde!", führte Schulleiterin Helga Vorrink aus und berichtete - in Plattdeutsch - über die Umstände der Namensgebung der Schule. Die Schülerinnen und Schüler hätten eigene mühevolle Recherchen angestellt. Schließlich habe im Dezember 2008 das Buch „Carl van der Linde" präsentiert werden können, was auf eine überraschend große Resonanz in der Bevölkerung gestoßen sei. De facto ist das Werk ausverkauft. Erstaunlich, dass die Veldhauser viele Erinnerungen und Exponate von Carl van der Linde über 75 Jahre verwahrten und somit zur Aufarbeitung beitrugen. Dies sei als Beweis zu deuten, dass Carl van der Linde im kulturellen Gedächtnis der Bevölkerung bereits seinen festen Platz hatte. Mit dem Buch sei dieses kulturelle Erbe nun auch für künftige Generationen festgehalten worden.
Vorrink führte zudem aus, welche Bedeutung der Namensgeber für die Schule habe: Zum einen wolle die Schule durch den Namen die Verbundenheit mit dem Ort bekunden. Zum anderen werde in den Werken Carl van der Lindes deutlich, dass sein Umgang mit seinen Mitmenschen geprägt war von Aufmerksamkeit, Achtung und Respekt. Diese Werte hat die
Schule auch in ihrem Leitbild verankert. Da die Heimatliebe in vielen Werken Carl van der Lindes zum Ausdruck kommt, fördert die Schule die heimatliche Verbundenheit der Schülerinnen und Schüler durch die Einbeziehung der Lernorte in der Umgebung, die Vermittlung von Kenntnissen über Traditionen und Brauchtum sowie die Förderung der plattdeutschen Sprache, soweit es in ihren Möglichkeiten steht.

 
 
Im Anschluss trugen die Schüler Marvin Heck, Luca Brouwer und die Schülerin Vera Beniermann einige Gedichte von Carl van der Linde vor. Während einer Kaffeerunde berichtete Hubert Titz von den bisherigen Projekten der Grafschafter Platt-AG. Diese habe sich 2006 auf eine Initiative des Landrates hin gegründet. Man habe Aufsteller und Aufkleber „Wij kürt/proat ock Platt" drucken lassen und vor allem ein Wörterbuch Hochdeutsch-Plattdeutsch erstellt. Zudem sei soeben eine ergänzende Platt-CD erschienen.
Schließlich hatten die Besucher die Gelegenheit, in einer von der Schule eigens dafür vorbereiteten kleinen Ausstellung verschiedene Originalhandschriften van der Lindes und andere Exponate zu sehen.
 
 
Anschließend besuchte die Gruppe das Geburtshaus Carl van der Lindes in Veldhausen und den jüdischen Friedhof „Am Wittenkamp" in Neuenhaus. Hier sprachen Dr. Kessemeier und Hubert Titz.
Nach einem Abstecher nach Vasse (Niederlande) ins Pannekoekenhuis stand am Nachmittag ein Besichtigungsprogramm des Hofes für Heimatpflege in Itterbeck auf dem Programm. Um 16.30 Uhr trat die Gruppe schließlich wieder die Heimreise nach Münster an.
Unter dem Strich: Ein lohnender Tag der Information, des Kennenlernens und des Gedankenaustausches, der bald unter anderen Themen- und Schwerpunktsetzungen erneut stattfinden
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